Im September wollte ich es wissen. Wie ist es so ohne Fleisch? Ohne Wurst in der Semmel, wenn der Heißhunger quält? Ohne Schinken zum Sonntag-Frühstück? Ohne Schnitzerl beim Lieblingswirten? Ich habe ein Experiment gestartet: Einen Monat lang vegetarisch essen. Und schauen, ob ich das überhaupt schaffe.
Erkenntnis: Wow, sauschwer. Ich habe immer wieder gesündigt. Aber ich bin achtsamer geworden beim Essen und beim Essenbestellen im Lokal. Spannend war für mich, dass seit dem Experimentstart von allen Seiten Informationen rund um Tierwohl, den Einfluss des Fleischkonsums auf den Klimawandel und gesunde Ernährung auf mich einprasseln. Mein Fokus wurde verrückt.
Heißhunger
Meine erste ehrliche Wurstsemmel (also nicht geschummelt im September) aß ich am 6. Oktober mit solchem Heißhunger, ich kam mir irgendwie wie ein Junkie auf Entzug vor. Es war ein Dienstag, ich war noch nicht ganz raus aus dem Supermarkt, als ich schon die Papierverpackung herunterriss und herzhaft in die knusprige Semmel biss und selig kaute. Bio-Extrawurst mit Emmentaler und Essiggurkerl, ich glaube, es war eine der besten Wurstsemmeln ever.
Bio und keine Babys mehr
Gewohnheiten zu ändern ist ziemlich schwierig, doch es ist möglich, Schritt für Schritt, Rückschläge einkalkulierend und das Ziel immer wieder anpassen an die Möglichkeiten und Notwendigkeiten. Für mich sieht das jetzt so aus: Ich esse weniger Fleisch und Wurst und kaufe konsequent nur mehr Bio-Fleischwaren oder Fleisch von der mir persönlich bekannten Bäuerin aus der Region. Ich verzichte auf Kalb- und Lammfleisch, denn durch die verstärkte Auseinandersetzung mit dem Thema Tierwohl habe ich realisiert, das sind Tierbabys. Nein, danke. Und bei meinem Lieblingswirt Otti bestelle ich nur mehr Vegetarisches, auch wenn es schwer fällt. Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, wie lange ich meine mir auferlegte Konsequenz durchhalte, aber der Vorsatz ist geboren und ich will diesen Weg weitergehen.
Vegetarismus und Schreibverhalten
Die meisten, die sich mit Schreiben beschäftigen, werden es vermutet haben. Vegetarisches Essen hat keinen Einfluss auf meine Schreibzeiten – ich muss mich nach wie vor mit allen möglichen Tricks zu Blatt und Füllfeder zwingen, um an meinen Geschichten zu arbeiten, oder um meine Blogbeiträge zu schreiben. War klar, oder? Doch es gibt Positives zu berichten!
Inspiration am Teller
Die Umstellung auf Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte schaufelte neue Ideen in meinen Kopf und ins Schreibheft und mein Rezeptentwicklungs-Gen ist wieder erwacht. Gerichte, die seit September neu auf meinem Menüplan stehen:
- Lauwarmer Linsensalat mit geräuchertem Tofu, Jungzwiebel und Kernöl
- Geröstete Eierschwammerl mit Tomaten und Schafskäse
- Süßkartoffel-Curry mit Karfiol und Erbsen
- Quinoa-Salat mit Zwiebel, Käse, Pfirsich und Trauben (Foto)
- Steinpilzrisotto mit Kurkuma und Petersilie
Das klingt ja ganz brauchbar, für Gesunde! Für mich, der eine „Grünzeugallergie“ hat und dadurch bei zu viel Gemüse einen Ausschlag bekommt, für mich ist das dann doch nicht das richtige.
Ja, ja, ich weiß eh was jetzt kommt!
Ganz bestimt werde ich im nächsten Jahr mindestens einen Löffel mehr pro Mahlzeit nehmen. Einen Löffel mehr, vom Grünzeug!
So ist es richtig! Kleine Schritte, kleine Löffel. Du machst, wie immer, alles so wie es für dich gut ist. Und das ist mehr, als viele von sich behaupten können. Auf ein gutes neues Jahr, Willi!