Sonntag, 22. März. Heute vor drei Jahren ist mein Vater gestorben. Erwin. Er wurde nur 75 Jahre alt. Eine kleine Dixieland-Jazzband hatte damals beim Bergräbnis in Hirschwang für ihn ein letztes Mal aufgespielt. Das hatte der kleine Ort an der Rax noch nie erlebt. Und es war mir so wichtig gewesen. Axel Melhardt vom Jazzland in Wien hatte mir geholfen, sie zu organisieren, das ist eine andere Geschichte.
Frühschoppen mit Corona?
Seither sind drei Jahre ohne Papa vergangen, mit Hochs und Tiefs, und jetzt: Corona. Heute, an seinem Todestag, denke ich: Gut, dass er das nicht mehr erleben musste. Nicht auszudenken, wenn er nicht zu seiner vormittäglichen Zeitungslektüre samt dem Achterl Wein ins Kaffeehaus in Reichenau hätte fahren können.
Erwin: ein bißchen wie ein Rockstar
Frühschoppen jeden Tag – das war nach seinem Geschmack, nach vielen harten Arbeitsjahren in der Pension. Auch wenn es ihn wohl früh das Leben gekostet hat. Unser Hausarzt meinte vor vielen Jahren einmal zu mir: „Weißt du, manche leben ihr Leben so schnell, die sind früher fertig, als andere, da kann dann noch viel Lebenszeit übrig sein.“ So hat mein Papa gelebt, intensiv. Ich glaube, er hat nicht wirklich viel ausgelassen, das war nicht immer leicht für die Familie. Er war ein bißchen wie ein Rockstar, nur dass er dann doch 75 geworden ist und nicht 27, wie Amy Whinehouse und wie sie alle heißen. Er war in seinen letzten Jahren ruhig geworden, er war in sich gekehrt, still und müde. Aber von seinem Frühschoppen hätte wir ihn nur mit Gewalt fernhalten können, Corona hin oder her. Diesen Kampf hat er sich und uns erspart.
Whatsapp-Familiengruppe
Heute Vormittag hörte ich Papas Jazz und sinnierte traurig, bis mir ein Gedanke kam: He, wir haben gar keine Familien-Whatsapp-Gruppe! ALLE haben eine, nur wir nicht. Sofort habe ich so eine Gruppe eingerichtet, für die, die noch übrig sind vom steirischen Matusch-Clan aus Hirschwang: für meine Mutter, für meinen Bruder Helmut und für mich. Meine erste Whatsapp-Bitte an Mama: Alte Familienfotos mit dem Handy abfotografieren und in die Gruppe stellen. Helmut und ich, beide in Quarantäne, kommen da gerade nicht ran. Mama: „Das dauert aber noch, das sind ja hunderte zum Durchschauen.“ Ich: „Kein Stress, wir haben eh noch ein paar Wochen mehr Zeit als sonst. ;-)“ So. Also, auch das hat Corona geschafft, wir, die Matuschs, haben eine Familien-Gruppe in den sozialen Medien.
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