Schreibrezept 7

Überarbeiten mit der Dreischritt-Methode

Ich habe mich schon vor langer Zeit von der Idee verabschiedet, alles auf einmal zu überarbeiten und damit schneller zu sein. Das stimmt nämlich nicht, im Gegenteil. Ich hatte mich regelmäßig verzettelt, weil ich stets sofort im Wortklauben (österreichisch für: am einzelnen Wort tüfteln) versunken bin.

Mein Tipp für alle, denen das Überarbeiten von Texten bislang viel Zeit und Kraft abverlangt hat: Strukturiert vorgehen und die einzelnen Überarbeitungsschritte voneinander trennen.

Die 3 Schritte der effizienten Textüberarbeitung:

  1. Inhalt
  2. Struktur
  3. Sprache
  1. Inhalt:

Durchforste deinen Text und beantworte die Fragen: Habe ich meine Kernbotschaft gut dargestellt? Sind alle Zahlen korrekt? Passen die Fakten? Fehlt etwas? Oder ist gar etwas zu viel (weg damit!)? Welche Inhalte könnte ich mit Beispielen oder Erklärungen veranschaulichen?

  1. Struktur:

    Wie fließt mein Text? Am besten liest du deinen Text laut, dann spürst du, wo es an Übergängen hakt. Wo könnte ein Zwischentitel oder ein Absatz strukturieren? Aufzählungen und Hervorhebungen machen oft Sinn für einen guten Textfluss und schaffen mehr Klarheit für deine Leserinnen und Leser.
  1. Sprache:
    • Nimm jeden Satz auseinander. Stell dir dabei folgende Fragen: Habe ich genug aktive Sätze? Wo kann ich aus überlangen Sätzen mit einem Punkt zwei kurze, besser lesbare Sätze zaubern? Bin ich zu negativ in der Formulierung und könnte ich diese durch positive Botschaften ersetzen?
    • Als nächstes tauch in die Wortebene ein und such nach (meist unnötigen) Füllwörtern. Die meisten „auch, dann, also, …“ können weg, aus meiner Erfahrung. Kannst du Verhauptwortungen durch starke Verben ersetzen? Wie viele Papierverben (führen, erfolgen, bestehen, befinden, erweisen, handeln von) und Hilfsverben (können, mögen, sollen, dürfen, würden, möchten) haben sich versteckt und können durch „schwitzende“ Verben ausgetauscht werden? Verben schwitzen dann, wenn sie etwas tun und nicht nur gerne tun würden.
      • Beispiel: Das stärkt deinen Text. Anstatt: Das führt dazu, dass dein Text gestärkt werden könnte.

Tipps:

  • Wenn du nach der Rohtext-Strategie arbeitest (siehe Schreibrezept 6), lass deinen Erstentwurf so lange wie möglich liegen und wenn es nur zehn Minuten sind, besser noch einen ganzen Tag. Dann fällt dir der objektive Blick beim Überarbeiten leichter. Dieser Tipp gilt auch und vor allem für E-Mails, die aus einer negativen Emotion heraus reingehämmert wurden. Liegen lassen, nicht abschicken, atmen, Kaffee trinken und dann noch einmal durchlesen – und überarbeiten.
  • Drucke dir deine Texte aus und überarbeite sie am Papier.
  • Nütze Farben bei der Überarbeitung. Verwende für jede Korrektur-Art eine andere Farbe, zum Beispiel: grün für Inhalt, blau für Struktur und gelb für Sprache.
  • Vertraue deinem Gefühl. Markiere Stellen in deinem Text, bei denen du dir unsicher bist. Wenn dir nicht gleich eine bessere Variante einfällt, dann taucht später eine Lösung auf.